Midway between 1980 und 1990 – Episoden in einer offenen Zeit – Michaela

Michaela war das Ergebnis der Fluktuation in unserer Wohngemeinschaft. Die Vermietung fiel in die Semesterferien und da alle anderen Mitbewohner in den Ferien waren, traf ich die Auswahl alleine. Das Interesse an unserem Zimmer war groß. Dauernd klingelte das Telefon und bereits seit zwei Tagen kam gefühlt jede Stunde jemand vorbei, der das Zimmer anschauen wollte.

Während andere WGs umfangreiche Auswahlverfahren veranstalteten, um den richtigen Mitbewohner zu finden, war ich eher der spontane Typ, der nach Sympathie entschied. Wie es dann werden würde war eh nicht vorhersehbar. Und meine Sympathie entschied sich spontan für Michaela und ihren Hund.

Michaela wollte unbedingt Fotografin werden, aber Lehrstellen für diesen Beruf waren extrem rar. Letztendlich hatte sie nur hier, weit weg von zu Hause, eine Lehrstelle bekommen und suchte jetzt nach dem ersten Jahr ein Zimmer, in das sie endlich auch ihren Hund aus elterlichen Pflege zu sich holen konnte. Der Hund stellte sich mit vor und beide schienen nett zu sein. Am liebsten wollte sie sofort einziehen, damit sie den armen Hund nicht nochmal zu den Eltern bringen musste und da das Zimmer bereits frei war, sprach nichts dagegen. Also machten wir sofort am Küchentisch den Mietvertrag und bereits am Abend zog sie mit Hund und einer Tasche ein.

Vieles an ihr war für unsere WG-Gemeinschaft untypisch. Zuerst einmal ihr Alter. Sie war gerade erst 18 geworden und damit etwa 5 lange Jahre jünger als der Rest von uns.

Sie studierte nicht und das ganze Unileben war ihr fremd. Auch die für uns Studenten so wichtige politischen und gesellschaftlichen Ansichten waren ihr schnurzpiepegal.

Dafür hatte sie mit ihrer Lehre bereits so etwas wie Berufserfahrung gewonnen und stand in mancher Weise direkter im Leben als wir anderen.

Dazu hatte sie einen außergewöhnlichen Arbeitsrhythmus. Viel von der Fotografentätigkeit lief abends oder am Wochenende. Dafür hatte sie unter der Woche oft frei. Oft zu Zeiten, an denen ich auch ich keine Vorlesungen hatte. Sowas wie Semesterferien kannte sie natürlich auch nicht und da die beiden anderen WG-Mitbewohner in der vorlesungsfreien Zeit immer zu Hause bei den Eltern waren, gab es im Sommer einige Wochen, in denen unsere Vierer-WG nur eine Zweier-WG war.

Und so verbrachten wir recht viel Zeit miteinander. Wir kochten, gingen mit dem Hund spazieren, tranken Tee, gingen gemeinsam ins Schwimmbad und unterhielten uns.

Michaela hatte seit etwa einem halben Jahr einen Freund. Auch dieser eher ungewöhnlich. Denn es war der Fotograf bei dem sie die Ausbildung machte. Wenige Wochen nach dem Beginn ihrer Lehre waren sie zusammen gekommen. Er war etwa doppelt so alt wie sie und was für ihn Ziel der Beziehung war, konnte ich nicht sagen. Michaela jedenfalls fand nichts Besonderes an der Beziehung. Sie dachte nicht an Dinge wie Abhängigkeitsverhältnis oder Altersunterschied.

Unser Verhältnis wurde vertraut und vertrauter. Irgendwie war ich wieder mal so etwas wie der ältere Bruder. Als sie Liebeskummer hatte, nahm ich sie in den Arm und sie weinte sich bei mir aus. Bei späteren Gesprächen saßen wir dann immer wieder mal an die Wand gelehnt auf ihrer Matratze und ich hatte sie im Arm. Sie genoß die Berührungen und die vertraut erotische Athmosphäre gefiel mir sehr. Natürlich versuchte ich auch, ihr noch näher zu kommen. Sie hatte nichts dagegen, dass ich sie streichelte. Auch nichts dagegen, dass ich dazu ihr T-Shirt hochhob, ihren BH auszog und ihre Brüste streichelte. Sie hatte schöne große Brüste, nicht sehr fest aber voll und schwer.

Mehr geschah nicht.

Irgendwann verschwand sie. Zog zu ihrem Freund und der Kontakt brach ab.

Ich weiß nicht so recht, warum sie mir so im Gedächtnis geblieben ist. Der Sex kann es nicht gewesen sein, denn den hat es nicht gegeben. Aber dieses Gefühl von Lockerheit, von Normalität und Intimität ist mir geblieben. Sie war schön, die Zeit mit Michaela. Ein normales Mädchen außerhalb der Konventionen meines sonstigen Umfeldes. Ein gutes Gefühl, das geblieben ist. Eine weitere Sehnsucht nach Normalität mit Frauen, die so lange unerfüllt blieb und die als Möglichkeit damals zwischen ihr und mir aufflackerte.

… und während ich mich nach normalen unkomplizierten Frauen sehnte, sehnte sich zur selben Zeit an einem anderen Ort ein 9 Jahre jüngeres Mädchen nach ihrem ersten Schwarm.

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