Midway between 1975 und 1985 – Gabi – Der zweite Leander

Ich sprang nicht. Natürlich sprang ich nicht. Nach einer halben Stunde kletterte ich auf dem normalen Weg die Treppe des Turms herunter.

Aber ich hatte da oben ernsthaft über die Möglichkeit nachgedacht, endgültig aus diesem bösen Spiel des Lebens auszuscheiden.

Einerseits war das befreiend. Denn so hatte ich mich auch bewußt dazu entschieden, weiter zu leben. Das erste Mal seit Monaten hatte ich eine eigene Entscheidung getroffen.

Andererseits war es erschreckend. Wegen einer Frau, die nicht mit einem zusammen sein will, Selbstmord begehen? Wegen einem Menschen, der nicht so ist, wie man sich das wünscht, so das Handtuch zu werfen? Nein, dass war nicht gut. Wenn Gabi’s Entscheidung bereits eine so tiefe Verzweiflung in mir auslösen konnte, wie sollte das denn im restlichen Leben weiter gehen? Schließlich wollte ich noch mindestens 60 Jahre leben. Glücklich leben. Aber mit solch einer Verletzbarkeit würde das schwierig werden. Denn bestimmt würden noch mehr Menschen in mein Leben und aus ihm heraus treten.

Die Schlussfolgerung war klar. Ich musste mich selber am Schopf aus diesem Sumpf ziehen und durfte mich dann nie wieder von einem Menschen so abhängig machen. Ich musste mir selber genug sein. Musste selbst mit späteren Partnerinnen und Freunden immer bereit und in der Lage sein, notfalls wieder alleine zu leben.

Dieser Prozess hatte begonnen, als ich die Treppe vom Turm herunter stieg. Es war schwer. Es klappte nicht auf Anhieb. Ich hatte den Eindruck, es funktioniere gar nicht. Ich trauerte, ich haderte und ich schrieb täglich meine schlechte Stimmung in mein Tagebuch.

Wir hatten beschlossen, befreundet zu bleiben und wollten das beide nicht nur als leere Phrase stehen lassen. Die ersten Treffen waren unendlich schwer für mich. Aber ich wollte ein Mann sein und keine Pussi und gab mein Bestes, in ihr „nur“ einen Freund zu sehen.

Zwei Monate nach unserer Trennung lernte ich ein Mädchen kennen. Hanna. Wir trafen uns auf der Fete eines Freundes, redeten und tanzten den ganzen Abend zusammen und als wir nach Hause gingen, hatte jeder einen Zettel mit Adresse und Telefonnummer des anderen in der Tasche.

Das Schicksal ist ein mieser Fiesling. Jetzt! Ausgerechnet jetzt,  wo in meinem Kopf immer noch alles durcheinander ging, spülte es mir eine Freundin vor die Füße.

Bei den weiteren Treffen mit Gabi verkniff ich mir alle Bemerkungen zu meiner Stimmung. Versuchte gar nicht über meine Probleme zu reden. Weder über die Trauer wegen ihr, noch über mein Leben bei der Bundeswehr. Wir redeten über ihre Probleme und bei mir nur über die positiven Erlebnisse. Als ich ihr von Hanna erzählte, schien sie sich für mich zu freuen.

Für sie waren es wahrscheinlich die ersten entspannenden Gespräch mit mir seit langer Zeit. Denn schließlich hatte sie mir immer gesagt, dass sie mich mochte. Und das stimmte. Sie mochte mich als Gesprächspartner. Als Sorgentelefon. Vielleicht war es nie viel mehr gewesen.

Es gab mehrere solche Treffen und Gespräche in den nächsten Wochen. Teilweise extra geplant, teilweise auf dem Rückweg von irgendeiner Fete.

Plötzlich hatte sie mehr Zeit für mich als während unserer gesamten Beziehung. Und mir wurde allmählich klar, warum. Sie brauchte jemanden, mit dem sie über ihre diversen Probleme reden konnte. Über ihre schwer umzusetzenden Zukunftspläne, bei der ihre berufliche Laufbahn als Arzt davon abhängig war, wieviele Lose für sie in der jährlichen Studienplatzverlosung im Topf waren und wieviel Glück sie bei der Ziehung hatte. Über ihren Vater, der die Familie endgültig wegen einer anderen Frau verlassen und die Scheidung eingereicht hatte. Ihre Mutter, die am Boden zerstört war und mit ihrer Tochter die Rollen tauschte. Jetzt war Gabi diejenige, die ihre Mutter stützen musste.

Also nahm sie, was ich ihr geben konnte. Meine Zeit, meine Anteilnahme, mein Interesse an dem, was sie bewegte, meine Ratschläge und meinen Rückhalt.

Irgendwann bei einem Spaziergang an einem Samstag Morgen Ende Januar war sie dann sehr niedergeschlagen. Sie weinte ab und zu. Umarmte mich. Ich dachte an die üblichen Schwierigkeiten mit den Eltern oder in der Ausbildung. Aber sie meinte, dies sei nicht der Grund. Mehr war nicht aus ihr raus zu bekommen.

Als ich sie gegen Mittag nach Hause begleitete, gab sie mir einen Brief, in den sie alles geschrieben hatte, was sie mir nicht zu sagen traute. Sie stand stumm neben mir, als ich den Brief vor ihrer Haustür las. Es war ein langer Brief. Es war irgendwie ein sehr chaotischer Brief. Teilweise verstand ich gar nicht, was sie meinte. Und es stand etwas drin, was mir gar nicht möglich schien: Sie schrieb, dass sie mich sehr gern hätte, mich sehr mochte, gerne eine Freundschaft mit mir eingehen würde, wenn sie nicht vor so vielem Angst hätte. Sie hätte Angst, nicht mehr frei zu sein, Angst, kein selbstständiger Mensch zu sein, Angst, sich fallen zu lassen, Angst vor meinen Eltern.

(FSK18 beachten!)

Wir gingen nach oben in ihr Zimmer.

Wir küssten uns und ich splitterte auf.

Gleichzeitig und gleichwertig nebeneinander war ich zweimal an diesem Ort.

Ein erster Leander, der plötzlich wieder die Liebe seines jungen Lebens und die Sehnsucht hunderter Tage und Nächte in den Armen hatte, küsste sie ein zweites mal. Ein sanfter vorsichtiger Kuss.

Ein zweiter Leander, der auf einem Turm gestanden hatte, tiefer verzweifelt, als er es sich jemals hätte vorstellen können, fragte sich, ob das jetzt die reale Welt wäre oder ob er vielleicht doch gesprungen sei?

Leander eins legte beide Arme um sie und zog sie an sich.

Leander zwei achtete auf den gewissen inneren Abstand.

1 öffnete den Mund und sie öffnete ihren. Zwei Zungen berührten sich und zwei Herzschläge erhöhten die Taktzahl.

2 dachte daran, wie er auf dem Turm gestanden hatte, während Gabi ihn eigentlich immer noch mochte, aber es nicht hinbekam, eine ganz normale Beziehung zu führen. Was konnte schlimmer sein?

1 lächelte und freute sich; ließ seine Hände unter ihren Pullover gleiten und genoss das wunderbare Gefühl, ihre Haut zu fühlen. So glatt und warm und einladend.

2 fragte sich, ob er sich gerade selber verarschte, oder sie ihn, oder was hier eigentlich gerade passierte? „So so, du hast also Schluss gemacht und jetzt machen wir wieder weiter?“ wollte er sagen, aber die Kontrolle über den Mund hatte gerade Leander 1.

1 zog ihr den Pullover ganz aus, griff hinter ihren Rücken, öffnete ihren BH und zog die Träger über ihre Schultern. Er hob die Körbchen von ihren Brüsten, legte jede Hand auf eine Brust, streichelte die eine Brustwarze mit der einen Hand und saugte genießend an der anderen.

2 fiel auf, dass keine Kerzen an und es draußen noch hell war. Spöttisch fragte er 1, ob denn schon genug Zeit verstrichen sei und diese Geschwindigkeit nicht als unzulässiger Quickie gewertet werden müsse?

1 registrierte zufrieden ihre Erregung, ihre aktiven Hände auf seinem Rücken und ihr Gesicht in seinen Haaren.

2 fragte sich, woher diese Erregung eigentlich käme. Ob eine seltsame Art von Masochismus bei ihr Tränen und Traurigkeit als Voraussetzung für befreiende Erregung erforderte?

1 war begeistert, als sie ihn zurückschob, sich über seine Hose beugte und sie ihm auszog. Sie holte seinen harten steifen Schwanz aus der Hose und strich sanft mit den Händen darüber. Engel begannen zu singen.

2 fragte 1, ob er nicht die Gelegenheit nutzen wolle, sie zu bitten, ihm zum ersten Mal einen zu blasen und bei abschlägiger Antwort sich einfach anzuziehen und zu gehen?

1 bremste eine zu schnelle Erlösung ab, indem er ihr sein Teil entzog und ihre Jeans auszog. Gabis Slip kam gleich mit und und in wenigen Sekunden war sie genauso nackt wie er.

2 gab zu, dass es toll sei, aber war nicht bereit, sich zu verabschieden und 1 zu erlauben, sich einfach wieder naiv fallen zu lassen.

1 streichelte ihre Muschi, teilte die äußeren Lippen, legte die inneren frei und tauchte seinen Finger in sie. Dann näherte er sein Gesicht und spielte mit seiner Zunge um ihren Kitzler.

2 fragte sich, ob das jetzt wirklich häufiger passieren sollte und versuchte mit 1 zu wetten, dass das nur ein Strohfeuer sei.

Als Gabi fragte, ob er mit ihr schlafen wolle, war 1 vollkommen überrascht. Er hatte sich das in den ganzen letzten 14 Monaten immer wieder gewünscht und immer hatte sie abgelehnt.

2 war kurzzeitig sprachlos.

1 bemühte sich mit dem Kondom, war nervös, versuchte es auf 5 verschiedene Arten und kam nicht in sie hinein.

2 fragte sich warum es nicht ging. War er wirklich so ungeschickt? Konnte es nicht auch an ihr liegen? War sie verkrampft? Warum half sie nicht mit? Wollte sie wirklich?

1 gab auf, Gabi redete was von „nächstes Mal“, zog ihm das Kondom aus und schloss ihre Hand um seinen überhitzten Schaft.

2 setzte für ein paar Sekunden aus, um sich zusammen mit 1 und einem unterdrückten Aufschrei in ihrer Hand zu erlösen.

1 hatte schon wieder begonnen, alles gut zu finden.

2 war bereit, es erneut mit Gabi zu versuchen, vielleicht auch wieder von Liebe zu reden, aber nochmal, nochmal stehe ich nicht auf dem Turm! Egal was passiert. Ich bin ich und jetzt bin ich sogar zu zweit.

3 Kommentare zu “Midway between 1975 und 1985 – Gabi – Der zweite Leander

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